In vielen Foren sieht man die ein oder andere „Bastelei“ mit 230V im Wohnmobil… klar, denn die wenigsten würden extra einen Elektriker für seine kleine Verkabelung im VW Bus oder sonstigen selbst ausgebauten Womos engagieren.
Doch auch dann sollte man ein paar Dinge und Vorschriften (die es nicht ohne Grund gibt) beachten um nicht irgendwann ein böses erwachen zu erleben.
Wer keine Lust auf lange Erklärungen hat: am Ende des Artikels habe ich nochmal die wichtigsten Dinge/bzw. Forderungen zusammen gefasst.
Einspeisung:
Die Einspeisung erfolgt nach Vorschrift (DIN VDE 0100-721 ) mittels „Gummikabel“ mit 3×2,5mm² (genauer gesagt vom Typ H07RN-F 3G2,5) über eine CEE Steckverbindung. Diese CEE-Verbindungskabel bekommt man als loses Kabel oder als Kabeltrommel im Campingshop und sind verpolungssicher, so das man wenn man auch an der Campingplatzverteilung ein CEE Stecker verwendet die Phase auf dem richtigen Draht hat. Desweiteren sichert dieser Kabeltyp eine entsprechende Stabilität ab, wenn mal der Stellplatznachbar mit seinem 5 Tonnen-Womo drüber fährt.
Sollte dies mal nicht der Fall sein, weil man bspw. im europäischen Ausland eine Campingplatzverteilung mit haushaltsüblichen Schukosteckdosen hat dann kommt dieser Vorteil nicht mehr zum tragen und es ist dem Zufall überlassen wo die Phase ankommt.
Genau für diesen Fall ist ein „allpolig abschaltender Leitungsschutzschalter“ vorgeschrieben, um Null als auch die Phase (egal auf welchem Draht sie anliegen) bei Überlastung vom Netz zu trennen. Konkret ist das ein 2er Sicherungsautomat bei dem die „Hebel“ gebrückt sind, d.h. egal welcher von beiden LS anspricht, zieht es den anderen Hebel mit.
Das eigentlich wichtigste Bauteil ist ein RCD (Residual Current Device), auf deutsch ein „Fehlerstrom-Schutzschalter“ (auch „FI“) welcher den Strom zum Verbraucher mit dem welcher „zurück kommt“ vergleicht um es mal ganz einfach auszudrücken. Weicht dieser um einen bestimmten Wert ab, trennt der FI die Verbindung. So ein FI ist absolute Pflicht. Beispielsweise könnte sich ein Draht im Bulli durchscheuern, mit dem Blech der Karosse eine Verbindung eingehen und schon steht der ganze Bulli unter Strom… anfassen genügt und man hat einen bleibenden (eventuell letzten) Eindruck.
Dieser Fall setzt natürlich vorraus das in der Einspeisung kein FI vorhanden ist. Dies ist in Deutschland zwar selten, im Ausland jedoch häufiger anzutreffen.
Eine weitere wichtige Vorschrift besagt das im Wohnmobil nur flexible Leitungen (feindrähtig, z.B. H07 V-K) in mindestens 1,5mm² eingesetzt werden dürfen. Also es dürfen keine starren Kabel wie bei der Hausinstallation (z.B. NYM Kabel) verwendet werden. Dies hat den einfachen Grund das in einem Fahrzeug Erschütterungen an der Tagesordnung sind… und jeder weiß das ein starrer Metalldraht durch mehrmaliges hin und her biegen irgendwann nachgibt und bricht. Feindrähtige Leiter haben kein Problem beim hin und herbiegen da sich die feinen Drähte gegenseitig stützen und generell flexibler sind. Nicht umsonst wird so ein Kabel auch bei der herkömmlichen Fahrzeugelektrik verwendet. Wichtig ist auch noch alle Enden mit Adernendhülsen zu verpressen um ein aufdrieseln und somit einen Brand durch zu geringe Kontaktfläche zu verhindern.
Es gibt mit Sicherheit noch mehr Vorschriften zur 230V-Fahrzeugelektrik, doch die hier zusammen gefassten sind die wichtigsten und helfen zumindest die häufigsten Fehler zu vermeiden. Natürlich sollte man auch grundlegende Kenntnisse haben was Elektrik angeht wie z.B. was L1, was N und was PE ist und welche Adernfarben diese haben. Auch sollte man sich möglichst von einem Elektriker helfen lassen bzw wenigstens einen an der Seite haben der sich vor dem ersten Einsatz alles nochmal anschaut.
…denn wir Handwerker die mit Strom tagtäglich zu tun haben pflegen zu sagen „Strom macht klein, schwarz und häßlich“.
Zusammenfassung:
- Zuleitung per 3×2,5qmm „Gummikabel“ (konkret: H07RN-F 3G2,5)
- Einspeisung per „fest montierter“ (also ins Blech integrierter) CEE Einspeisesteckdose …lässt sich beim VW T4 gut anstelle der Nebelschlussleuchtenatrappe montieren.
- Direkt hinter Einspeisung gesichert per FI <= 30mA
- Leitung abgesichert auf L (Phase) und N (Nullleiter), theoretisch könnte man ein 1,5mm² Kabel mit 16A absichern, macht aber kein Sinn. Ich empfehle 6 oder maximal 10A abzusichern. Mehr geben die meisten Campingplätze ohnehin nicht her.
- Leitungsquerschnitt der internen Installation: >= 1,5mm²
- Verlegearten: entweder Gummischlauchleitung (z.B. H07RN-F 3G1,5) oder Einleiterkabel (je pro Verbraucher 1xL, 1x N, 1xPE) im Schutzrohr oder Kabelkanal. Einleiterkabel mit flexiblen Leitern (Klasse 5) oder mit verdrillten LEitern (mind. 7 St.).
- Alle Verbindungsstellen sind in Verteiler bzw. Klemmdosen zu erfolgen.
- Kabeldurchführung durch Blech sind durch bspw. Buchsen zu schützen.
Tolle Seite! Sehr genau recherchiert, gerade was die Womozulassung angeht – oft liest man von notwendiger Abwasservorrichtung – ist ja dann wohl wirklich Unsinn -ich bin gerade dran meinen jetzt komplett nackten hoch und lang mit Glasflügeltüren (genaus so einen wie du geschlachtet hast), allerdings mit sehr guter Substanz (auch 99) in Richtung Womo zu trimmen -jedenfalls längerfristig, soll erst mal LKW bleiben.
Dabei hin und hergerissen, ob ich in der Höhe schlafen soll, oder eher nicht…und nur den Raum „genießen“ soll…
Werde mich hier weiter einlesen und mich „fortbilden“.
Danke und weiter so!
Martin
Danke für das Lob.
Ich habe mit einem Freund vor einigen Wochen auch einen Hochdach-T4 geholt (2.4D Syncro von 96) und dort ist bereits ein Bett drin welches an Schienen höhenverstellbar befestigt ist. Somit kann man es im Urlaub weiter runter machen um überm Bett Platz zu haben und bekommt es im Alltag weit genug hoch wenn man bspw. sein Motorrad transportieren will.
Viele Grüße,
Flo